2 or more Clarinets (fl(picc).ob(cor ang).2clar(B-clar).bsn - hn.trp.tbne - perc(2) - pno - 2vl.va.vc.db) SKU: BR.EB-9145
Prelude - Canto I - Intermezzo: 'Doubles (a2)' - Canto II. Composed by Jorg Birkenkotter. Solo instruments; Folder. Edition Breitkopf. World premiere: Melbourne, October 27, 1996
Music post-1945; New music (post-2000). Performance score. Composed 1996. 8 pages. Duration 14'. Breitkopf and Haertel #EB 9145. Published by Breitkopf and Haertel (BR.EB-9145). ISBN 9790004183014. 11.5 x 15 inches.
Prelude fur Ensemble - Canto I fur Klavier, Blaserquintett, Streichtrio und Schlagzeug - Intermezzo: Doubles (a2) fur Klarinette und Bassklarinette - Canto II fur Ensemble Die Stucke sind eine Umarbeitung meiner Vier Stucke fur Akkordeon. Beruhrungspunkt bzw. Ausgangspunkt fur die Ensemblefassung ist die Idee des Akkordeons als Blasinstrument, also Balglange = Atemlange, und die Analogie von Balg offnen / schliessen und Streicher-Ab / Aufstrich. Dies aber nur als Einstieg fur mich. Von dort aus verselbstandigt sich die Ensemble-Idee (bis hin zum solistischen Klarinetten-Duo): also nicht einfache Instrumentierung, sondern Um- und Neuformulierung, quasi Ruckgriff mit Blick nach vorn. Allen Stucken gemeinsam ist der Versuch, jeweils von einer quasi objektiven, also nicht von mir erfundenen, ja eigentlich nicht einmal individuell besonders ausformulierten Tonhohenvorordnung auszugehen. So ergibt sich das Tonhohenmaterial des ersten und vierten Stuckes durch mehrfache Spiegelung eines Allintervallakkords. Im zweiten und dritten Stuck werden diese Intervallqualitaten nach innen gekehrt und zum Cluster bzw. zu Skalenausschnitten eingeebnet. Diese Vorordnungen werden nun von der Musik auf immer andere Weise durchlaufen, abgetastet, ausgehorcht, wobei besonders die Instrumentalbehandlung versucht, die Aufmerksamkeit vom Tonhohensatz weg auf andere Wahrnehmungsbereiche zu lenken, d.h. ein eigenes Netz von Beziehungen, Klangabstufungs- und Umformungsprozessen zu entwickeln und dadurch die Objektivitat der Vorordnungen aufzubrechen. (z.B. bringen subjektive Lagen der Instrumente Korperlichkeit ins Spiel usw.) Es handelt sich also um den Versuch, innerhalb eines eng abgesteckten Rahmens eine moglichst grosse Skala von Ausdrucksebenen zu schaffen, vom atemlos drangenden ersten (vergl. Chopins Prelude op.28, 1) uber den fast erstarrten Zustand des zweiten, das halsbrecherische, dabei standig in sich selbst rotierende Umschiffen griff- und atemtechnischer Klippen im dritten bis hin zum leise singend beginnenden vierten Stuck. Neben diesem emotionalen Wahrnehmen bzw. in gegenseitiger Abhangigkeit ist aber immer auch ein reflektierendes Horen intendiert. In diesem Sinn beziehen sich die Stucke -besonders deutlich horbar im ersten- auch auf eine Technik Beethovens (Bagatelle op.119, VII): Ein Stuck ist zu Ende, wenn ein Gedankengang zu Ende gefuhrt ist. Im zweiten Stuck variieren die an der Klangoberflache eher starren Klavier-Melodien bei jeder Wiederholung geringfugig Anzahl und Reihenfolge ihrer Tone und die Dauern der Pausen und lenken so das Horen weg vom momentanen klanglichen Direkteindruck auf die entstehenden formalen Schwebungen. Die Stucke sind also auch innerhalb (scheinbar) vertrauten Klangmaterials immer horchend auf der Suche nach anderen, neuen Sensibilitaten. (Jorg Birkenkotter)
World premiere: Melbourne, October 27, 1996.