Accordion solo SKU: BR.DV-31054
Composed by Helmut Reinbothe. Edited by Helmut Reinbothe. Arranged by Helmut Reinbothe. Solo instruments; Softbound. Deutscher Verlag. Baroque period. Score. 136 pages. Deutscher Verlag fur Musik #DV 31054. Published by Deutscher Verlag fur Musik (BR.DV-31054). ISBN 9790200415438. 9 x 12 inches.
Zur Entstehung arteigener Originalliteratur fur jedes Musikinstrument sind mehrere Voraussetzungen notwendig: das neue Instrument muss spieltechnisch relativ ausgereift sein; Interpreten, die hohen kunstlerischen Anspruchen genugen, sind erforderlich; dem Neuen gegenuber aufgeschlossene Komponisten mussen die typischen Klangmoglichkeiten dieses Instrumentes erkennen und fur ihr Schaffen zu nutzen verstehen. Oft liegen die Wurzeln der Literatur - und da macht das Akkordeon keine Ausnahme - in der Folklore, oder man sucht mehr oder weniger erfolgreich Wege in die professionelle Musik, die sich aber nicht immer als asthetisch vertretbar erweisen, bis es zur Herausbildung eben jener eigenstandigen ,,Originalliteratur kommen kann. So musste auch das Akkordeon mehr als 100 Jahre warten, bis ihm durch Hugo Herrmanns ,,Sieben neue Spielmusiken 1927 der Weg in den Konzertsaal geoffnet wurde. Im folgenden Zeitraum schrieben die Komponisten in aller Welt eine unterdessen schier unubersehbar gewordene Zahl von Solo und Kammermusikwerken, fuhrten das Akkordeon in die Sinfonik und die Oper ein. Dabei versteht es sich von selbst, dass die Tonsprache der Gegenwart dominiert. Will der Padagoge seinen Akkordeonschulern jedoch eine musikalisch umfassende Allgemeinbildung vermitteln, ist er auf Transkriptionen, wie sie fur die Instrumente in allen Epochen der Musikgeschichte nachweisbar sind, angewiesen. Gerade die aktive Beschaftigung mit der Musik der letzten Jahrhunderte zeigt, wie sich ein Entwicklungsprozess in Europa vollzog, der z. B. das harmonische Klangempfinden der Wiener Klassik aus Ansatzen allmahlich vorbereitete, zur Blute brachte und wieder aufloste. Harmoniefolgen aus der Zeit vor Johann Sebastian Bach konnen uns heute ebenso fremd beruhren wie solche, die Komponisten unseres Jahrhunderts aufzeichneten. Wir erkennen, dass alle entstandenen Werte aus der Sicht formaler, polyphoner oder harmonischer Betrachtungsweise gewissermassen nur Durchgangsstation, Anregung fur weitere Entwicklungen sein konnen. Die vorliegende Sammlung mochte dem Akkordeonschuler eine musikhistorische Orientierung geben, welche sich auf die Bereiche beschrankt, die dem Akkordeon besonders entgegenkommen. Im Interesse der Vielfalt wurden kleine Formen bevorzugt, die typische Klangelemente ihrer Zeit enthalten. Meistens entstammen sie der sogenannten Gebrauchsmusik, welche sich ohnehin nicht an starre Besetzungsformen hielt und mehr oder weniger Bestandteil unterhaltender Musik war. Um einen moglichst anschaulichen Uberblick zu geben, wurden die Kompositionen chronologisch geordnet. Unvermeidbar war die deutliche Lucke aus der Zeit nach der Wiener Klassik. In den Werken aus dieser Zeit findet sich fast immer eine sehr starke klangliche Fixierung auf eine vom Komponisten bestimmte Instrumentation, welche eine Bearbeitung fur Akkordeon als asthetisch nicht vertretbar erscheinen lasst. Trotz dieser Einschrankung kann dieser Band praktisch als ,,Musikgeschichte fur den Akkordeonisten bis zum Beginn der Originalliteratur fur Akkordeon angesehen werden. Fast alle Stucke sind auf dem Standardbass-Akkordeon ausfuhrbar und von geringem Schwierigkeitsgrad. Nur wenige benotigen fur ihre Interpretation ein Instrument mit sogenannten Baritonbassen (Melodiebass-Manual). Solche sind dem professionell-interessierten Spieler vorbehalten, sollen dem konzertierenden Solisten Anregung zur selbstandigen Literaturauswahl nach Originalvorlagen geben, wie sie sich in den Kompositionen fur Orgel, Cembalo oder Klavier finden lassen. Helmut Reinbothe, Januar 1980.